Die Glaskugel bricht das Licht wie eine Linse mit kurzer Brennweite, es entsteht ein auf dem Kopf stehendes Bild, das einen
Blickwinkel von 180 Grad umfasst. Dazu gesellt sich das Objektiv der Kamera. Tamcke wählt bewusst eine geringe
Tiefenschärfe, dafür eine lange Brennweite – das Ergebnis: das Motiv, das sich in der Kristallkugel widerspiegelt ist von
präziser Schärfe, der Hintergrund hingegen verschwimmt und verschafft dadurch einen reizvollen Kontrast. Zwei Welten
treffen aufeinander; die Welt des realen Motivs und die gespiegelte, kopfstandperspektivische Welt, die im Innern der Kugel
gefangen ist – das „andere Universum“.
Seine Bilder entstehen an der Küste, im Gebirge, in Wäldern und Städten, an Orten, die man zwar kennt, aber noch nie aus
diesem Blickwinkel betrachtet hat. Menschen sucht man hingegen vergebens in seinen Aufnahmen, sie stören die Harmonie
dieser zwei so gegensätzlichen und doch sich ergänzenden Universen.
Das Wort Universum wurde von Hartmut Tamcke wohl nicht zufällig gewählt, symbolisiert doch die Kugel nicht nur unseren
runden Planeten, sondern das gesamte Universum, definiert als die Gesamtheit aller sich einander aufhebenden
Gegensätze. Und schließlich erinnert die Glaskugel mit ihren optischen Gesetzen natürlich auch an die Funktion des
menschlichen Auges.
Und so schließt sich der Kreis, wenn nämlich das Auge des Betrachters von Tamckes Bildern in eine Welt entführt wird, die
nie geahnte Perspektiven eröffnet.
Info über die Autorin: www.k-a-t-i.de
Ein anderes Universum
von Hartmut Tamcke